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Die Geschichte der Stadt Davenport (part 1)

Page 407

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Die "Achtundvierziger". 393 haftigkeit und waren unverheirathet. In dieser Familienfreiheit waren sie, wenn auch nicht sorgenfrei, doch bis zu einem hohen Grade sorglos. Nach einem bereits dem alten Homer bekannten Erfahrungssatz, daß noch immer ein Gott den Gleichen zum Gleichen geselle, führte auch hier in Davenport ein solcher Gott, vielleicht der "Gott Zufall" gleichgesinnte, gleichgeartete und gleichfühlende Menschen zusammen. So bildete sich eine sogenannte "Bohème" heraus, ein heiteres Zigeunerthum mit dem unvermeidlichen Galgenhumor, der sich gern über sich selber und die ganze spießbürgerliche Stadt lustig macht. Es gab da Bohemiens und Philister-Bohemiens in Masse. Erstere sind bekanntlich die gutherzigen Menschen, denen Geldmangel und Schulden wenig Sorgen machen, die glücklich im Besitz und nicht unglücklich in der Besitzlosigkeit sind, die schönsten Blumen am Wege pflücken und mit ihrer üppigen Phantasie in ihren Luftschlössern thronen. Die Philister-Bohemiens sind gute Leute, die sozusagen zwei Seelen in ihrer Brust tragen. In ihrer bürgerlichen Beschäftigung, als Beamte, Gelehrte, Geschäftsleute, hinter Schreib- und Ladentisch, verrichten sie ihr tägliches Pensum, aber auch selten mehr, mit großer Gewissenhaftigkeit, zahlen ihre Steuern und gehen pflichtmäßg zum Stimmplatz. Haben sie aber ihre Tagespflicht absolvirt, so ziehen sie mit dem Glockenschlag den Philisterrock aus und werden, wenn kein häuslicher Zwang sie genirt, freie, unabhängige, souveräne Geister, und sie begeben sich, des rechten Weges wohlbewußt, pünktlich dahin, wo man einen Guten schenkt. Und das war im alten Davenport immer dort, wo die ideale Bohème verkehrte, in deren sonniger Nähe sie sich wohl fühlten, wenn sie auch von ihr nicht für ganz voll und innerlich etwas über die Schultern angesehen wurden. Von den echten, ängstlich am Hergebrachten haltenden, kleinlich peinlichen Philistern oder egoistischen Spießbürgern, deren es ebenfalls in Menge gab, soll hier nicht geredet werden. An "Tabagien", wo die beiden guten Menschenklassen bei Trank und Tabak sich frohgemuth und wohlig zusammenfanden, fehlte es nicht. Die beliebtesten Plätze waren bei "Zek" Steinhilber, ehe dieser ein Farmer wurde, bei Jakob Höring, Robert Henne, Carl Lerchen und Charles Eyfer, und wenn das Tanzbein zuckte, ging's zu Hans Casper Möller an der Front (später Harrison) Straße, Louis Beyer an Sechster und Gaines Straße oder nach Matthias Weidemann's Thalia Garten an der Ripley Straße. Bei den Diskussionen über die in sechs Tagen zusammengeschusterte und darum natürlich verpfuschte Welt und
 
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