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Die Geschichte der Stadt Davenport (part 1)

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398 Die Geschichte von Davenport. Viele jener Stürmer, die auf dem Wege der Revolution versucht hatten, Deutschland umzugestalten und, wenn nicht zu einer Republik, so doch zu einem voksthümlichen Einheitsstaate zu machen, hegten nicht den geringsten Zweifel, daß hier unter den "Yankees, den Geldmenschen" deutsche Bildung, das tiefe deutsche Wissen, deutsche Energie bald ihre Siege über die bloße Geldmacherei davontragen müsse. Einige jugendliche Hitzköpfe verstiegen sich noch im Jahre 1853 auf dem sogenannten Deutschen Congreß in Wheeling so weit, die Ver. Staaten als das "neue Rom" zu proklamiren und mit einem Federstriche ganz Europa an die künftige Universal-Republik zu annektiren, ein Plan, der auch in etwas anderer Form dem demautokratischen Präsidenten Wilson vorzuschweben scheint. Auch bei vielen der weniger Ueberspannten stand die Ueberzeugung fest, daß sich im amerikanischen Westen ein rein deutscher Staat, in welchem die deutsche Sprache nicht allein die Umgangs-, sondern auch die Amtssprache sein würde, gründen lasse. Gewöhnlich wurde, wegen der starken Einwanderungsströmung dahin, der junge Staat Wisconsin als der künftige Unionsstaat ins Auge gefaßt. Solche Träume haben sich nicht erfüllt. Die Achtundvierizger haben später selber oft über ihre Schwärmerei gelacht und sind aufrichtige und stolze Bewunderer des neuen Deutschland geworden, welches auf andere als die von ihnen gedachte Weise zu seiner Größe geführt worden ist, die den Neid einer ganzen Welt auf sich gezogen hat. In Amerika aber ist durch sie das deutsche Element zu Ehren gekommen, und kann auf große Errungenschaften für sich selber und das ganze Land hinweisen. Deutsche Geistesarbeit wurde anerkannt; deutsche Sitten und Bräuche, die vor sechzig Jahren als fremdartig verlacht oder mißtrausich angesehen wurden, haben sich eingebürgert. Und an allem, was die Deutschen auf dem amerikanischen Boden gewirkt und erreicht haben, hat das Deutschthum von Davenport und Scott County seinen sehr reichlichen Antheil gehabt. Es gab eine Zeit, da das deutsch geborene Element in Scott County ein Drittel, und mit seinem hier geborenen Nachwuchs ungefähr die Hälfte der Bewohnerschaft ausmachte. Eine von dem deutschen Ingenieur Melchior Hübinger herausgegebene Karte des County mit Angabe der Farmbesitzer zeigt, daß eine Mehrheit der Farmen im Besitze von Deutschen sind, (und sie werden, wie zugleich bemerkt werden kann, fast alle musterhaft gehalten, sowohl hinsichtlich der Aecker und Gebäude als auch des Viehstandes.) Deutsch konnte hier als die "Landessprache" bezeichnet werden, da sie von fast allen verstanden und sogar
 
Germans in Iowa