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Die Geschichte der Stadt Davenport (part 1)

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402 Die Geschichte von Davenport. ger Art war kein großer Mangel, und im Nothfall wurde bald bei dieser und bald bei jener Familie eine "Quilting Bee", ein Wettebuchstabiren u. dgl. gehalten, wobei es oft lustig herging; denn diese Unterhaltungen fanden gewöhnlich mit einem Tänzchen ihren Abschluß. Schon früh in den 40er Jahren ließen sich hier reisende Kübstler sehen und hören, darunter Schweizer Glockenspieler, Neuenglische Sänger, Taschenspieler u. s. w. Ihnen waren bereits Menagerien voraufgegangen, denen bald Cirkusse folgten, welche im Frühjahr ihre Wanderung von Süden nach Norden und im Herbst in umgekehrter Richtung machten und denen ein schaulustiges Publikum von weit und breit zuströmte. Auch die Dichtkunst wurde, wie die alten Bände der Davenporter Zeitungen darthun, auf einheimischem Boden liebevoll gepflegt. Dazu kamen in den Wintermonaten die sogenannten "Lyceen", Vereinigungen von geistig rührigen und auch kenntnißreichen oder wenigstens strebsamen Leuten, alten und jungen, welche Vorträge über Zeitfragen, literarische, philosophische und andere Gegenstände sorgfältig volksthümlich ausarbeiteten und zum besten gaben, woran sich dann noch oft recht lebhafte und immer interessante Diskussionen knüpften. Durch alle diese wechselvollen Aeußerungen eines regen Geistes- und Gemüthslebens klang jedoch immer mit großer Regelmäßigkeit und besonders nach jedem einigermaßen starken Regen das alte und vielfach variirte Klagelied von "Mud and Mire", d. h. von dem schlimmen Zustand der Straßen. Aber in dieser Hinsicht scheint es vor einem halben Jahrhundert sogar in der großen Welt- und Fremdenstadt Paris noch nicht sehr viel besser gewesen zu sein, als hier im jungen amerikanischen Westen; denn die "Gazette" vom 27. Februar erzählte von einem neuen Erwerbszweig für arme, aber kräftige Burschen, der jüngst in Paris eröffnet worden sei, indem diese Leute gegen einen kleinen Entgelt auf ihrem Rücken Fußgänger über die schmutzigen Straßenkreuzungen tragen. Die Zeitung knüpfte daran die Bemerkung: "Einige solche zweibeinigen Packthiere hätten hier in der letzten Woche sehr lohnenden Verdienst finden können, da der Morast in unseren Straßen jeglichen Morast übermorastete, den wir jemals in den allermorastigsten Zeiten gesehen haben." Für unsere späteren Stadtverwaltungen, und besonders für die am Anfange des Zwanzigsten Jahrhunderts, mag es vielleicht ein Trost sein, zu erfahren, daß ihre Vorgänger schon in alten Zeiten derartige gelinde Rippenstöße erhielten; aber sie sollten dabei doch bedenken, daß es zu jener Zeit in Davenport noch keine gut gepflasterten, überhaupt noch keine gepflasterten Straßen gab, sowie daß der munizipale
 
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