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Die Geschichte der Stadt Davenport (part 1)

Page 451

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Die Ungarische Immigration. 437 sichten oder sonstige Vorurtheilen beeinflussen lassen. Ihr Vater war ein Freidenker, und zwar einer von der rechten, von der duldsamen Art, welche jede ehrliche Ueberzeugung bei Anderen achten. Er hat seine Gattin und Tochter bei deren menschenfreundlichem Thun stets gern unterstützt. Er selber hat jeder Zeit eine offene Hand gehabt, wenn es galt, ein gemeinnütziges oder wohlthätiges Unternehmen zu förden. Er war volle sechs Fuß groß, schlank und mit einem markanten Kopf und einer natürlichen Höflichkeit gegen Jeden. Wenn er sich in irgendeinem Geschäftbüro befand und zufällig eine Frau, auch die einfachste, eintrat, so stand er vom Stuhl auf und blieb ritterlich stehen, bis sie Platz genommen hatte. In seinem erfolgreichen Geschäftsleben war er die Rechtschaffenheit selber. In den westlichen Pionierzeiten waren Darlehenszinsen von zwei Prozent für den Monat, oder 25 Prozent pro Jahr, nicht etwa ungewöhnlich, sondern fast die Regel. Er aber nahm niemals mehr als die gesetzlichen zehn Prozent. Er glaubte an die Ehrlichkeit der Menschen und war nicht rasch in einem ungünstigen Urtheil; hatte er jedoch Jemanden auf einer Unredlichkeit ertappt, so durfte dieser sich ihm nie wieder nähern. Seine Erholung fand er in seiner Bibliothek, welche durch die besten Journale mehrerer Länder beständig vergrößert wurde, denn ihr Besitzer war ein beutender Linguist; der nicht nur Ungarisch, Deutsch und Englisch bemeisterte, sondern auch Lateinisch und Französisch und sich in Spanisch und Italienisch verständigen konnte, und daneben auch Kenntniß von Sanskrit und einigen anderen orientalischen Sprachen hatte. Sein gesellschaftlicher Umgang beschränkte sich auf wenige erprobte Freunde, die jederzeit in seinem Hause willkommen waren, auch Sonntags. "Meine Tochter geht zur Kirche;" sagte er, (aus Liebe zur Musik und aus Religiosität spielte sie in der St. Mary's Kirche die Orgel,) "ich gehe in keine Kirche. Kommen Sie daher, so oft es Ihnen beliebt." In der Politik war Fejervary unabhängig, stimmte jedoch meistens für die republikanische Partei. Ein öffentliches Amt hat er nicht bekleidet, aber er ist lange Zeit Mitglied des Verwaltungsrathes des "Cook Home for the Friendleß" und der "Soldiers' Monument Association" gewesen. In dem Cook'schen Heim für alte Frauen lernte er das Segensreiche einer solchen Anstalt schätzen, und er beschloß, eine ähnliche für alte Männer zu stiften. Auf einem fünf Acres großen Grundstück an Locust Straße und Grand Avenue wurde ein schönes Gebäude aufgeführt und für die Verwaltung der Anstalt die erforderliche finanziellen Fürsorge getroffen. Die Stiftung aber erregte wegen ihrer sonderbaren Bestimmungen berechtigtes Kopfschütteln. Es sollten nur
 
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